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„Es warten viele grundsätzliche Herausforderungen auf den Verein im Ganzen“

Wie in den vergangenen Jahren sprach unsere Aufsichtsratsvorsitzende Sandra Schwedler zu den anwesenden Mitgliedern. Dabei lobte sie die sportliche Entwicklung, angesichts des Finanzergebnisses der vergangenen Saison fand sie jedoch mahnende Worte.

Zu Beginn ihrer Rede blickte Sandra Schwedler zurück auf ein „arbeitsreiches Jahr“ für den seit der vergangenen Mitgliederversammlung neu besetzten Aufsichtsrat. „Trotz des rasanten Starts, der emotionalen Wogen und unzähliger zu sichtender Informationen im Vorfeld der zu treffenden Entscheidungen haben wir gut in eine vertrauliche und wertschätzende Zusammenarbeit hineingefunden, die sich im Laufe des Jahres bestätigt hat. Wir verfügen im Aufsichtsrat über ein breites Wissens- sowie Kompetenzspektrum, scheuen uns aber auch nicht, für Spezialthemen externe Beratung hinzuzuziehen – insbesondere bei juristischen Fragestellungen“, erklärte sie.

Das vergangene Jahr habe laut Schwedler eines deutlich gezeigt: „Ein Präsidium, das nicht ausschließlich auf die gemeinsame Führung des Vereins ausgerichtet und dazu nicht voll besetzt ist, sowie eine unbesetzte hauptamtliche Stelle in der Führung fordern den Verein dermaßen, dass auch wir im Aufsichtsrat an unsere Grenzen stoßen. Nicht zuletzt deswegen freuen wir uns, dass mit Wilken Engelbracht und einer hoffentlich heute gewählten Hanna Obersteller die wichtigsten Schritte zur Besserung eingeleitet sind. An dieser Stelle sei auch Carsten Höltkemeyer noch einmal unser Dank für seine Arbeit für unseren Verein ausgesprochen“, so Schwedler, die angesichts der Fülle an Themen von einem nahezu doppelten Arbeitspensum im Aufsichtsrat sprach. „Dauerhaft allen Themen die erforderliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wird immer schwieriger. Wie wir uns als Aufsichtsrat zukünftig noch besser strukturell aufstellen können, wird uns auch in den kommenden Monaten beschäftigen.“

Kristisch stellte sie fest, dass die weiblichen Mitglieder des Aufsichtsrats „oftmals nicht als Vereinsfunktionärinnen wahrgenommen“ und ihnen stattdessen „ungläubige Blicke, dumme Sprüche und mangelnde Wertschätzung“ entgegengebracht werden. Generell betonte Schwedler: „Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass alle Menschen beim FC St. Pauli mit Respekt behandelt werden – egal wo und wie wir uns begegnen. Nur so können wir ein gutes Vorbild für zukünftige Generationen beim FC St. Pauli und für das Fußballbusiness im Allgemeinen sein.“

Anschließend widmete sich unsere Aufsichtsratsvorsitzende dem Profifußball und bedankte sich zunächst bei Sportchef Andreas Bornemann „für die jahrelange, geduldige Arbeit, diesen Bereich des Vereins stetig zu verbessern“. Sie bedankte sich auch bei Cheftrainer Fabian Hürzeler sowie beim Trainer- und Funktionsteam und der Mannschaft. „Es macht gerade große Freude, Euch beim Fußballspielen zuzusehen. Eure Energie und Leidenschaft sowie Euer Teamgeist sind auch für uns im Aufsichtsrat eine große Motivation für unsere tägliche Arbeit“, so Schwedler.

Mit Blick auf die Finanzen merkte sie anschließend deutlich an: „In diesem Jahr mussten wir leider feststellen, dass unsere deutlichen Hinweise zur finanziellen Lage und zur notwendigen Voraussicht nicht zu einer Verbesserung geführt haben. Ganz im Gegenteil. Auch aufgrund von – unserer Einschätzung nach zum Teil vorhersehbaren – Sondereffekten, erhalten wir aus der vergangenen Saison ein enttäuschendes Finanzergebnis, das zu Konsequenzen im Handeln führen muss und wird. In diesem Zuge macht uns besonders das verheerende Ergebnis des Merchandising Sorgen. Wir müssen die Handlungsfähigkeit des Finanzbereichs zwingend weiter erhöhen und in der gesamten Organisation entsprechende Prozesse etablieren.“

So habe das Finanzergebnis der vergangenen Saison zu einem dramatisch gesunkenen Eigenkapital geführt. Dieses müsse laut Schwedler aber wieder aufgebaut werden, um den Verein langfristig stabil zu halten. „Wir wollen weiterhin in der Lage sein, einen wettbewerbsfähigen Sportetat aufzustellen, um erfolgreich Fußball zu spielen. Und das, ohne vereinsgefährdende Risiken einzugehen – im Gegensatz zu zahlreichen anderen Vereinen im deutschen Profifußball. Dazu gehört, über neue Wege der Finanzierung nachzudenken, um auch zukünftig unabhängig von einzelnen großen Investor*innen agieren zu können. Diesen Prozess begleiten wir intensiv, unterstützend und hinterfragend.“

Anschließend betonte sie, dass die Erweiterung des Trainingsgeländes an der Kollaustraße den Verein „maximal fordern“ und es „entscheidend für unsere Zukunft als Profi-Fußballverein“ sein werde. „Wir sagen daher deutlich, dass wir uns als Verein hierfür auch personell gut aufstellen müssen, um diese Aufgabe zu bewältigen.“

Hinsichtlich des geplanten Einstiegs von Investor*innen in der DFL stellte Schwedler deutlich klar: „Als Aufsichtsrat eines Profi-Fußballvereins blicken wir mit Sorge auf den erneuten Vorstoß. Wir stimmen zu, dass eine Weiterentwicklung und Digitalisierung der Bundesligen grundsätzlich sinnvoll ist. Wir glauben aber, dass 'mehr Geld, egal woher, Hauptsache schnell' nicht die Lösung ist. Wir brauchen innerhalb des Ligaverbandes eine ehrliche Diskussion sowie einen Partizipationsprozess, wie wir gemeinsam die Zukunft unseres Fußballs gestalten wollen. Wir glauben, dass ein anderer Fußball möglich ist.“

Hinsichtlich der hauptamtlichen Arbeit der Vereinsführung stellte Schwedler fest, dass die „Entscheidung Früchte trägt“ und die Arbeit nicht länger ausschließlich ehrenamtlich zu leisten sei. In dem Zuge erklärte unsere Aufsichtsratsvorsitzende: „Sollte die Mitgliederversammlung heute Hanna Obersteller zur Vizepräsidentin wählen, möchten wir als Aufsichtsrat sie ebenfalls mit zehn Stunden pro Woche teilhauptamtlich anstellen, zusätzlich zu ihrer ehrenamtlichen Arbeit – wie es bereits bei Carsten Höltkemeyer der Fall war.“

Mit Blick auf die kommenden Jahre würden laut Schwedler „viele grundsätzliche Herausforderungen auf den Verein im Ganzen“ warten. Neben einer gemeinsamen Erarbeitung eines Tarifvertrags, der weiteren Arbeit an Rahmenbedingungen für Mitarbeiter*innen, um qualitativ hochwertige Arbeitsergebnisse zu ermöglichen, dem Wachsen der Sporttreibenden Abteilungen benannte sie auch die Frage der zukunftsweisenden Aufstellung der AFM. Auch die Frage „nach Partizipation im Verein und wie wir diese zukünftig gestalten wollen“ dürfe man nicht vergessen.

„Wir sehen die Spannungsfelder, die mit vielen der Fragestellungen einhergehen, und wir wissen, dass uns weiterhin vermutlich nicht aufzulösende Widersprüche begegnen werden. Verschiedene Meinungen gehören dazu. Wir müssen einander zuhören und diese Meinungen auch mal nebeneinander stehen lassen können. Wir als gesamter Verein, inklusive aller Mitglieder, Mitarbeiter*innen und Fans, werden um gute Lösungen für unseren Verein ringen. Und dabei sollten wir nicht vergessen, um was es geht: Es geht nicht darum, wer meint, immer Recht oder am meisten zu sagen zu haben, und auch nicht darum, wer am lautesten schreit, sondern um unseren FC St. Pauli“, so Schwedler, die im Namen des Aufsichtsrates zum Abschluss ihrer Rede die Entlastung des Präsidiums für das abgelaufene Geschäftsjahr beantragte und sich für die vom Präsidium geleistete Arbeit bedankte.

 

(hb)

Fotos: FC St. Pauli

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