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Danke für Deinen unermüdlichen Einsatz für unseren FCSP, Ewald!

Nach mehr als sieben Jahren verlässt Ewald Lienen das Millerntor. Der 68-Jährige, der ab Dezember 2014 zunächst als Trainer, ab Sommer 2017 dann als Technischer Direktor und seit Sommer 2020 als Werte- und Markenbotschafter tätig war, möchte seinen Lebensmittelpunkt wieder in seine Heimat verlegen. Für unseren FCSP hat Lienen in all seinen Funktionen immer alles gegeben und die Werte, für die der Verein steht, mit Leben erfüllt.

Im Dezember 2014 ging alles schnell: Kurz nach dem Ende einer schwachen Hinrunde beurlaubte der Verein Sportchef Rachid Azzouzi, dessen Nachfolge trat der bisherige Cheftrainer Thomas Meggle an. Als neuen Coach verpflichtete der FC St. Pauli Ewald Lienen. Der überaus erfahrene Coach, der nach einer langen Karriere mit mehr als 400 Spielen in der Ersten und Zweiten Bundesliga unter anderem den 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach, 1860 München oder auch Arminia Bielefeld trainiert hatte, sollte die Kiezkicker zum Klassenerhalt führen. Und Lienen schaffte es tatsächlich: Auf dramatische Art und Weise. Am letzten Spieltag der Saison 2014/15 ging’s nach Darmstadt. Die Lilien setzten sich zwar mit 1:0 durch, es reichte aber trotzdem und so schafften Lienen und Co. den Klassenerhalt, der gemeinsam mit den Fans ausgiebig gefeiert wurde.

"Ich bin ein Ewald-Fan", outet sich Präsident Oke Göttlich. Mit glänzenden Augen erzählt er von gemeinsamen Abenteuern mit Lienen. Die prägendste Erfahrung sei das erwähnte Auswärtsspiel in Darmstadt gewesen. "Wie im Rausch, freudetrunken sind wir nach dem Spiel noch in die überfüllte Straßenbahn gesprungen, damit wir den Fan-Sonderzug erreichen." Diese Fahrt werde Göttlich niemals vergessen. Und Ewald sicherlich auch nicht.

Präsident Oke Göttlich und Cheftrainer Ewald Lienen bejubeln in Darmstadt den Klassenerhalt.

Präsident Oke Göttlich und Cheftrainer Ewald Lienen wenige Augenblicke nach dem Abpfiff beim Spiel in Darmstadt.

Lienen und der FCSP – das hat von Anfang an gepasst wie die Faust aufs Auge. Freunde hatten ihm Jahre zuvor schon gesagt, dass er doch super zu St. Pauli passen würde. Eine Kontaktaufnahme habe es laut Lienen in seiner bewegten Karriere aber nie gegeben. Im Dezember 2014 war es dann aber soweit und er landete dann doch noch am Millerntor. Die gesellschaftspolitische Ausrichtung des Vereins stehe für ihn mit Blick auf die als Trainer verbundenen sportlichen Aufgaben erst einmal im Hintergrund, hatte Lienen vor Jahren mal gesagt, für ihn sei sie aber eine "zusätzliche Motivation, um sich am Millerntor total willkommen und an der richtigen Stelle zu fühlen". Und das hat man in den vergangenen siebeneinhalb Jahren auch gespürt. Lienen, der stets offen und ehrlich seine Meinung zu fußball-, gesellschaft- und sozialpolitischen Themen äußerte, war an der richtigen Stelle. Er hat die Werte, für die der Verein steht, gelebt und sich immer für ein tolerantes und respektvolles Miteinander in der Gesellschaft sowie gegen Faschismus, Sexismus und Homophobie eingesetzt.

Ob als Trainer, Technischer Direktor oder Werte- und Markenbotschafter – Lienens Arbeit war von Leidenschaft, Akribie und Emotionen geprägt. Und von unermüdlichem Einsatz. Am Spielfeldrand war er als Coach permanent auf Achse, trieb seine Mannschaft lautstark an. Eine besondere Beziehung hatte er zu den St. Pauli-Fans, die er vor jedem Spiel begrüßte und sich bei ihnen damit für ihr Kommen und ihre Unterstützung bedankte. Lienens Einsatz ging nicht selten über das normale Maß hinaus und so übernahm er auch schon mal Suchen von während einer Trainingseinheit scheinbar verlorenen gegangener Bälle selbst. Ab durch den Zaun, rüber aufs benachbarte Gelände einer Autoteilefirma, provisorisch ein paar Plastikstühle als Leiter benutzen und mit einem Stock den gesuchten Ball vom Dach holen – kein Problem für Ewald, dessen Einsatz auch schon mal schmerzhaft endete, wie das Auswärtsspiel in Heidenheim im April zeigte: Als er einen ins Aus rollenden Ball schnell ins Spiel zurückbringen wollte, fiel er so unglücklich auf den Arm und brach sich die Speiche.

Nach zweieinhalb Jahren und 88 Pflichtspielen als Cheftrainer war Lienen anschließend als Technischer Direktor tätig und in der neuen Rolle unter anderem für die Ausbildung und Entwicklung der Trainer im Nachwuchsleistungszentrum verantwortlich. Zudem fungierte er als Berater der Entscheidungsgremien, der Geschäftsleitung und Trainer. Seit 2018 gehörte Lienen dann auch dem Kiezhelden-Spendenbeirat an, seit Sommer 2020 war er dann als Werte- und Markenbotschafter des Vereins tätig. "Wir haben die Kraft, etwas zu verändern. Nachhaltigkeit und Umweltschutz liegen mir besonders am Herzen und müssen tagtäglich weiter vorangetrieben werden. Nicht nur deshalb war es für mich ein logischer Schritt, weiter für den FCSP aktiv zu sein. Denn der FC St. Pauli steht für Werte, die über den Fußball hinaus im Leben wesentlich sind", so Lienen, den es nun also ins Rheinland und damit in seine Heimat zieht.

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Lieber Ewald, wir wünschen Dir alles erdenklich Gute und möchten uns für Deinen leidenschaftlichen Einsatz und viele unvergessliche Momente bedanken, die Du uns geschenkt hast!

 

(hb)

Fotos: Witters

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